Frohes neues 2022!
Es ist Anfang des Jahres 2022 und es ist Winter. Einige Landesteile hatten heute Schnee, in anderen war es nur unangenehm kalt und nass. Ein neues Jahr hat begonnen, Corona ist immer noch da. Wie viele Aktionen und Exkursionen zur hessischen Flora in diesem Jahr stattfinden können, kann jetzt leider noch niemand vorhersehen. Was wir aber sehen können ist die stetig wachsende Zahl von Funden der hessischen Flora!
Wir können auf ein ausgesprochen erfolgreiches Jahr für das Projekt "Flora und Rote Liste von Hessen" zurückblicken. Die Zahl der Beobachter wächst, die Zahl der Beobachtungen auch und - verglichen mit vielen anderen Projekten - der Bearbeitungsstand ist ziemlich gut, d.h. der Anteil von Beobachtungen ohne ID ist relativ gering. Das Projekt wird immer bekannter, unter anderem durch die Vorstellung im "Jahrbuch für Naturschutz in Hessen": https://www.naturschutz-hessen.de/jahrbuch/jahrbuch-band-20.php
Und auch wenn es uns zur Zeit weniger nach draußen zieht, kann man sich doch auch gemütlich im wamen Zuhause mit der Pflanzenwelt beschäftigen. Jetzt ist die Zeit, um alte Fotos durchzuschauen und gegebenenfalls hochzuladen. Wenn sie mit einer Digitalkamera ohne Koordinaten gemacht wurden, kann man den Fundort auch von Hand einsetzen.
Wer es sich zutraut, kann auch bei der Bestimmung von Beobachtungen helfen. Da gibt es noch viel zu tun, denn es gibt bislang viel mehr Beobachter, die Bilder hochladen, als Bestimmer! Dazu ist das ID-Modul eine hilfreiche Sache, mit dem man sich nur die Beobachtungen anzeigen lassen kann, die eine ID benötigen. Aber auch bei Beobachtungen, die schon eine ID haben, lohnt sich manchmal ein zweiter Blick, insbesondere wenn es sich um Zierpflanzen und Gehölze handelt. Denn hier verbergen sich nicht selten angepflanzte Exemplare, die noch nicht entsprechend gekennzeichnet sind. Um die Qualität der Daten für zukünftige Auswertungen sicher zu stellen, ist es aber sehr wichtig zwischen wildwachsenden und angepflanzten Exemplaren zu unterscheiden. DIese aufzustöbern und zu kennzeichnen ist eine wichtige und zeitaufwändige Aufgabe, bei der jede Hilfe willkommen ist!
Und wer doch nach draußen will? Im Moment ist natürlich die beste Zeit, um Immergrüne zu finden. Siedlungsnahe Waldränder bieten sich dafür besonders an. Dort lassen sich beispielsweise Verwilderungen von Mahonie, Eibe, Lorbeer-Kirsche und anderen immergrünen Gehölzen jetzt besonders gut beobachten.
Auch einige Mauerfarne sind immergrün, z.B. die leicht zu erkennende Mauerraute und ihre selteneren Verwandten. Die Mauerraute ist zwar noch relativ weit verbreitet, durch Sanierungsmaßnahmen an Mauern in den letzten Jahren aber dennoch deutlich seltener geworden. Die Dokumentation von Fundorten ist daher ausgesprochen wünschenswert!
Und was ist mit dem Rest? Viele Hemikryptophyten, also Rosettenpflanzen, überwintern mit einer bodennahen Rosette, die oft nur wenige Merkmale enthält. Wenn die Pflanze zusätzlich auch noch nass ist, lassen sich Farbe und Oberflächenstruktur nur schwer erkennen. Es wird dann fast unmöglich die Rosette anhand von Fotos zu bestimmen. Das gilt auch für Gräser, die ohne Blüten- oder Fruchtstände ohnehin schwer zu bestimmen sind. Solche Beobachtungen bleiben oft unbestimmt, insbesondere da die meisten Bestimmungsschlüssel den Schwerpunkt auf Merkmale von Blüten und Früchten legen. Wenn möglich ist es daher empfehlenswert, zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu kommen, wenn die Pflanzen weiter entwickelt sind. Im Winter kann man das eine oder andere Foto dann auch mal weglassen, wenn ohnehin keine Chance auf Bestimmung besteht. Trotzdem kann sich eine Entdeckungstour auch im Januar lohnen! Gerade an geschützten Stellen im Siedlungsbereich hat doch manche Überraschung bislang den Winter überlebt, z.B. verschiedene Solanum-Arten, die noch immer Früchte tragen.
Und bis zum Frühling ist es gar nicht mehr so lange! Dann wird es wieder Pflanzen des Monats geben. Sofern öffentliche Exkursionen stattfinden, versuche ich hier darauf hinzuweisen. Wer Exkursionen veranstaltet, kann mir gerne eine Nachricht mit den Informationen schicken, dann stelle ich sie hier ein.
Wie viele Beobachtungen wollen wir gemeinsam in diesem Jahr schaffen? Die 75.000er Marke knacken wir bestimmt locker. Schaffen wir auch 80.000? Ein weiteres Ziel ist es die Lücken auf der Hessenkarte weiter zu schließen und den Kenntnisstand vor allem in den ländlichen Regionen weiter zu verbessern.
Nach der positiven Entwicklung des Jahres 2021 bin ich gespannt, wo das Projekt "Flora und Rote Liste von Hessen" in einem Jahr stehen wird.
Ich bedanke mich bei allen, die im letzten Jahr beigetragen haben und wünsche allen ein gutes neues Jahr mit vielen interessanten Beobachtungen!
Euer Zebra